Wünsche für die zukunft fließen in Texte

Konzentrierte und gesprächige Phasen wechseln sich beim Workshop ab.

Schreiben ist eine kreative Art, sich nicht nur mit Sprache, sondern auch mit gesellschaftlichen Themen und Gefühlen auseinanderzusetzen. Schreiben hilft dabei, Gedanken zu formulieren, andere Perspektiven einzunehmen, sich mitzuteilen und – falls gewünscht – Botschaften auszusenden. „Imagine“ von John Lennon gilt als die Friedenshymne aller Zeiten. Michael Jackson, Bob Marley, Die Ärzte, Versengold, Lady Gaga und viele mehr fordern in ihren Liedern Toleranz, Freiheit, Akzeptanz und Frieden. Songtexte sind nur eine von vielen Möglichkeiten, sich kreativ mit der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Die Teilnehmerinnen des interkulturellen Schreib-Workshops, den die AWO-Integrationsagentur im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus organisiert hat, setzen ihren Fokus auf die Themen Toleranz und Akzeptanz.

Schreibübungen erleichtern Zugang

Für einige Teilnehmerinnen ist diese Art des Schreibens eine neue Erfahrung. Kleine Beispiele und Schreibübungen erleichtern den Zugang. So schreiben sie zunächst ein kleines Gedicht, das sie frei gestalten können. Darüber kommen sie ins Gespräch. Eine Frau berichtet, dass sie ursprünglich aus Syrien kommt. Als Kurdin durfte sie dort nicht in ihrer Muttersprache kommunizieren. Das befasst sie noch heute, sodass sie dies zum Thema ihres Gedichtes macht. „Das Gute am Schreiben ist, dass man sich mit diesen Themen auseinandersetzen und sie durch das Aufschreiben aus dem Kopf bekommt“, erklärt Jennifer Humpfle von der Integrationsagentur, die den Kurs leitet. „Darüber hinaus ist es eine gute Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und einen anderen Zugang zu einer – vielleicht neu erlernten – Sprache zu erhalten.“

Die zweite Übung besteht darin, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und einen Tagebucheintrag aus der Sicht einer anderen Person oder auch eines Gegenstandes oder eines Tieres zu schreiben. Nach anfänglichem Zögern fällt es der Gruppe leicht, sich vorzustellen, was beispielsweise ein Mensch, der neu in der Stadt ist oder der im Rollstuhl sitzt, abends in sein Tagebuch schreibt. Ein Tagebucheintrag berichtet sogar über den ereignisreichen Tag eines Tannenbaums. Ebenfalls kreativ geht es bei der nächsten Übung zu. Mit einem Würfel bestimmen die Teilnehmerinnen, Informationen über die Person, über die sie als nächstes Schreiben. Wo wohnt die Person? Was hat sie dabei? Welches Geheimnis hat sie? Das Würfeln macht den Teilnehmerinnen Spaß und bringt kuriose Kombinationen zustande. So erwürfelt eine junge Frau, dass ihr Geheimnis ist, dass ihr zweiter Vorname Hubert lautet. Unter großem Gelächter überlegt sie sich, wie sie dies wohl umsetzen kann.

Ist der Anfang erst gefunden, geht das Schreiben
meist leichter von der Hand.
Das Baby scheint ganz vergnügt, während seine Mama schreibt.

Wie eine tolerante Gesellschaft aussehen kann

Schließlich geht es um die Frage, wie eine tolerante Gesellschaft aussehen kann und was sie persönlich sich für die Zukunft wünschen. Frieden und Sicherheit für die Kinder, Respekt und Akzeptanz des Gegenübers – darauf und noch einiges mehr, verständigt sich die Gruppe und lässt alle Wünsche und Träume in einen Text einfließen. Das Interesse an dieser kreativen Art, sich mit Sprache zu beschäftigen, ist groß und der Wunsch eines regelmäßigen Angebots – auch nach der Arbeitszeit – wurde geäußert. Einige Teilnehmerinnen hat der Workshop so gut gefallen, dass sie die Schreibübungen zuhause fortsetzen möchten.

Wer Interesse hat, an einem regelmäßigen Schreib-Workshop teilzunehmen, meldet sich bei:
Jennifer Humpfle, jennifer.humpfle@awo-gelsenkirchen.de

Vorkenntnisse sind nicht nötig.

Wünsche für eine tolerante Zukunft...
Die Teilnehmerinnen sind stolz, dass sie einiges
zu Papier bringen konnten.