AWO-Mitarbeitende sind Rikscha-Pilot:innen

Sind zufrieden mit der Testfahrt: (h.v.l.) Hülya Camli und Frederik Voigt vom Generationennetz Gelsenkirchen, die AWO-Mitarbeiter
Julian Kassautzki und Khalaf Alhabib. In der Rikscha: Irmi Jung (l.) und Karin Polak von der AWO-Bingogruppe.

„Das ist besser als auf der Kirmes“, ruft Karin Polat (74) den Umstehenden im Vorbeifahren zu und lacht herzhaft. Sie hat es sich mit ihrer Bekannten Irmi Jung (80) von der Bingo-Runde, die sich regelmäßig an der AWO Paulstraße trifft, auf der Sitzbank der Rikscha bequem gemacht und genießt den Fahrtwind bei dieser kleinen Testfahrt. Chauffiert werden die Damen von Frederik Voigt vom Generationennetz Gelsenkirchen, welches das Projekt ins Leben gerufen haben, um älteren und mobilitätseingeschränkten Menschen Mobilität und Teilhabe zu ermöglichen.

Menschen zusammenbringen

„Wichtig ist, dass diese Menschen rauskommen und sich als Teil der Gemeinschaft erleben“, betont Hülya Camli vom Generationennetz. Im März und Mai diesen Jahres ist in Kooperation mit dem Generationennetz Gelsenkirchen und Radeln ohne Alter eine Rikscha-Schulung durchgeführt worden. 40 Personen und Einrichtungen, darunter auch Mitarbeiter:innen der AWO, haben sich zu Käpitän:innen und Pilot:innen ausbilden lassen. Um noch sicherer im Umgang mit der Rikscha zu werden, üben die AWO-Pilot:innen an einem sonnigen Nachmittag auf dem Hof der AWO Paulstraße, wo sich schnell Freiwillige für die Testfahrten finden. So auch Karin Polat und Irmi Jung, die das Angebot großartig finden und es bereits in ihren Gruppen und Freundeskreisen geteilt haben. „Wir sind ja noch fit, aber es gibt einige in der Bingo-Gruppe, die das Angebot gerne in Anspruch nehmen möchten“, sagt Karin Polat. Irmi Jung ergänzt: „Es ist schön, wenn man da so drin sitzt und gefahren wird. Ich habe mich auch sehr sicher gefühlt.“

Angebot trifft Nerv der Zeit

Das kostenlose Angebot des Generationennetz hat einen Nerv getroffen. Kooperationspartner, Einrichtungen aber auch Bürger:innen wollen sich gerne zu ehrenamtlichen Rikscha-Pilot:innen schulen lassen. Und auch das Interesse bei den Menschen, für die das Angebot gedacht ist, ist groß. „Eine Dame konnte dank eines ehrenamtlichen Rikscha-Fahrers erstmals seit sehr langer Zeit einen Ausflug nach Westerholt unternehmen.“

Vor der Sonne geschützt drehen die Damen gerne noch eine zweite Runde mit Julian Kassautzki.
Irmi Jung und Karin Polak genießen die Testfahrt mit Frederik Voigt.

Mobilität und Teilhabe ermöglichen

Genau so ist es gedacht. Mobilität und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sollten keine Frage des Alters sein. „Die Rikscha-Fahrten tragen dazu bei, Isolierung entgegenzuwirken“, sagt Hülya Camli. „Wir sind dem Team des Generationennetzes Gelsenkirchen dankbar für diese Möglichkeit“, betont AWO Bereichsleiter Admir Bulic. „Das Angebot leistet einen großen Beitrag gegen Vereinsamung älterer Menschen und fördert die Mobilität und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“

Dabei richte sich das Angebot nicht nur an ältere Menschen. So können sich auch Eltern melden, deren Kind vielleicht im Rollstuhl sitzt, um eine gemeinsame Fahrt zu genießen. Aktuell stehen zwei Rikschas zur Verfügung – angeschafft durch verschiedene Fördermittel – eine dritte soll folgen, damit das gesamte Stadtgebiet gut abgedeckt ist. „Wie lange und wohin die Fahrten gehen, ist Absprache zwischen den Pilot:innen und den Menschen, die gefahren werden möchten.“

Sie möchten eine Rikschafahrt buchen oder sich selber ehrenamtliche:r Rikschapilot:in werden? Dann kontaktieren Sie doch einfach das Team des  Generationennetz Gelsenkirchen unter 0209 60 48 327.

Übung macht den Meister: Julian Kassautzki absolviert zunächst eine „leere“ Testfahrt und übt dabei seinem AWO-Kollegen Khalaf Alhabib auszuweichen. Denn, Kurvenfahren mit der Rikscha verlangt Feingefühl. Bei der anschließenden Runde stellen sich
seine Kolleginnen Hüriyet Yilmaz und Yasemin Akkoc als Testgäste zur Verfügung.