Projekt bietet Alternative zum Bürgersteig

Begeistert machen alle mit  – egal ob jung oder alt, mit oder ohne Handicap – und haben dabei viel Spaß.

Miteinander klarkommen, ist nicht immer einfach. Vor allem in dicht besiedelten Quartieren und Nachbarschaften kann es zu Missverständnissen und Unmut in der Nachbarschaft kommen.

Doch es geht auch anders: Beim Rotthauser „Begegnungs- & Bewegungsnachmittag“ für alle Generationen, welches das AWO-Team „GEmeinsam für Rott­hausen“ im Rahmen der städtischen Initiative „Wahrung des sozialen Friedens“ organisiert hat, kommen sie alle – ob jung oder jung geblieben, alteingesessen und neuzugezogen, mit oder ohne Handicap – zusammen, um aktiv zu werden. Im Saal des Evangelischen Gemeindehauses Rott­hausen begegnen sich Menschen unterschiedlicher Generationen, die sich im Alltag vielleicht nicht bewusst begegnen würden, lernen einander kennen und stellen fest, dass sie gar nicht so verschieden sind.

Als „Thunderstruck“ von AC/DC über die Lautsprecher tönt und Jermaine Gray die Besucher:innen auffordert, mitzumachen, bleibt keiner auf seinem Platz sitzen. Kinder, Jugendliche, Seniorinnen und Senioren, Nachbarinnen und Nachbarn, bewegen sich im Takt zur Musik und machen die Bewegungen nach, die der Kickbox-Vizeweltmeister auf der Bühne vormacht.
So bunt wie die Rott­hauser Bevölkerung ist auch das Programm des Begegnungs- und Bewegungsnachmittags. Jermaine Gray zieht vor allem die Kinder und Jugendlichen in seinen Bann. Unter dem Motto „Gewalt ist keine Lösung“ demonstriert er mit seinem Team Bewegungseinheiten mit dem Schwerpunkt Stressabbau, Disziplin und Selbstbeherrschung.

Angebot trifft Nerv der Jugendlichen

Mit dem Angebot treffen sie genau den Nerv der Kinder und Jugendlichen, die kaum, dass die Boxhandschuhe ausgepackt sind, bereits Schlange stehen, um eine kleine Trainingseinheit mitzumachen. „Ich habe bis 2016 selber aktiv gekämpft und betreue seitdem Projekte mit dem Schwerpunkt Integration und Inklusion“, erklärt Jermaine Gray. Sport biete einen guten Zugang zu jungen Menschen. „Viele sagen beispielsweise über Jungen mit zu viel Energie, schick den bloß nicht zum Sport, dann wird er noch schlimmer. Aber genau das Gegenteil ist der Fall – man braucht, Selbstbeherrschung und Disziplin und wird darüber hinaus noch überschüssige Energie los.“

Wie kann ich mich sicher fühlen und wie verhalte ich mich, wenn ich einer unangenehmen Situation ausgesetzt bin? Die Experten Horst Storb und Dennis Wieser erklären, warum deeskalierendes Verhalten der beste Angriff ist. Storb ist pensionierter Polizist, war aber jahrzehntelang im Gelsenkirchener Süden aktiv und berichtet aus seinem reichen Erfahrungsschatz. Ebenfalls um den richtigen Umgang mit Herausforderungen im Stadtteil geht es in den Gesprächen mit dem Kommunalen Ordnungsdienst der Stadt Gelsenkirchen, der im Rahmen der AWO-Veranstaltung eine mobile Sprechstunde anbietet. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nutzen die Gelegenheit, um Themen anzusprechen, die sie beschäftigen.

Der Schachverein Horst-Emscher 1931 unterstützt
das Begegnungs- und Bewegungsfest und hilft beim Training
der grauen Zellen.
Das Boxtraining kommt insbesondere bei den Jüngeren super an.

Ältere Menschen freuen sich über Angebot

„Es ist toll, dass viele unterschiedlichste Menschen zusammengekommen sind und es heute auch Angebote für Menschen mit Beeinträchtigung gibt, da man uns häufig vergisst“, freut sich ein älterer Herr, der in der Bewegung zwar etwas eingeschränkt ist, den Übungen aber gut folgen kann. Sport ist keine Frage des Alters oder der körperlichen Fähigkeiten. Mitmachen kann jeder. Wie einfach das geht, zeigt das Team von Gelsensport. Sie haben Bewegungseinheiten und Geschicklichkeitsübungen mitgebracht, die Menschen mit Beeinträchtigungen ebenso viel Freude bereiten wie Menschen mit Demenz.Während die einen sich im Sport erproben, draußen Torwandschießen, Bälle werfen, bei den Speed Cups ihre Geschicklichkeit auf Zeit erproben oder basteln, nutzen andere die Gelegenheit, sich für ihre Zukunft fit zu machen. Carolina Heier und Christina Mustereit von der Berufsberatung der Agentur für Arbeit führen einige Beratungsgespräche mit Jugendlichen durch.

Eine Besonderheit des Projektes „GEmeinsam für Rotthausen“ ist, dass bereits bestehende Angebote und Strukturen im Stadtteil von Anfang an mit im Boot sind. So präsentieren neben dem Team des AWO-Quartierszentrums Rotthausen der Bürgerverein Rotthausen, das Rott­hauser Netzwerk, der Interkulturelle Stammtisch, REinit, der Präventionsrat, das Generationennetz und die Evangelische Jugend Rotthausen an interaktiven Ständen ihre Angebote und stellen ihr Engagement vor.

Kickbox-Vizeweltmeister Jermaine Gray und zahlreiche Kooperationspartner:innen machen eine Übung auf der Bühne.
Besucher:innen nutzen die Gelegenheit, mit
Kooperationspartner:innen ins Gespräch zu kommen.

Wir-Gefühl in Rotthausen stärken

Das AWO-Team „GEmeinsam für Rotthausen“ ist Teil der städtischen Initiative „Wahrung des sozialen Friedens“, der Stadt Gelsenkirchen, und unterstützt mit allen Angeboten gruppen­dynamische Prozesse, um das Wir-Gefühl innerhalb der Rotthauser Gemeinschaft noch mehr zu stärken. So ist der Nachmittag nicht nur eine Gelegenheit, sich körperlich zu bewegen, sondern vielmehr eine Plattform für alle Menschen im Quartier, moderiert durch AWO-Kolleg:innen, um sich besser kennenzulernen, auszutauschen und gemeinsam etwas zu bewegen. Das dies aufgeht, zeigt ein Blick in den bestens gefüllten Gemeindesaal. Überall sind Menschen miteinander im Austausch und sprechen in dieser entspannten Atmosphäre auch über herausfordernde Themen und finden gemeinsame Potentiale.

Am Ende konnten die Besucher:innen zahlreiche Kontakte knüpfen und als Jermaine Gray zum Abschluss erneut dazu auffordert, mitzumachen, sind wieder alle mit Eifer dabei. „Wir haben schon viele Veranstaltungen gemacht, aber so ein tolles Gefühl wie hier, hatten wir noch nie“, betonen die Sportler „Es war ein ganz toller Tag.“

Jungen und Mädchen werden beim Angebot der Kunstschule kreativ.
Nach der sportlichen Betätigung machen die Senior:innen
ein Päuschen.
Johanna Eggers ( Mitte) von der ev. Jugend Rotthausen macht
mit den Kindern Korrdinationsübungen.
Christina Mustereit von der Berufsberatung der Agentur für Arbeit
berät Jugendliche zu ihren Jobperspektiven.

Hintergrund

Ziel des Projektes „GEmeinsam für Rotthausen“ sind die Förderung eines gelungenen Miteinanders im Quartier. Das Besondere an diesem Ansatz ist, dass die Kooperationspartner interdisziplinär und ressortübergreifend vorgehen, um die Zielgruppen niedrigschwellig zu erreichen und miteinander in den Austausch zu bringen. Der Begegnungs- & Bewegungsnachmittag mit knapp 200 Besucher:innen hat gezeigt, wie groß das Interesse der Rotthauser Bürger:innen daran ist, sich für ihren Stadtteil zu engagieren. Es bildet den Auftakt für eine vielfältige Angebots- und Veranstaltungsreihe, die im Januar 2024 startet und sich gezielt an Jugendliche, ihre Familien und die Nachbarschaft im Stadtteil Rotthausen richtet. Das AWO-Team „GEmeinsam für Rotthausen“ möchte u. a. jungen Menschen, die noch nicht in Vereinen oder Sportgruppen angebunden sind, Freizeitangebote aufzeigen und so eine Alternative zum „Treffpunkt Bürgersteig“ anbieten. Unterstützt wird das AWO-Team dabei von zahlreichen langjährigen Kooperationspartner:innen aus Rotthausen und ganz Gelsenkirchen.

Weitere Information gibt es bei André del Barrio unter: andre.colorado@awo-gelsenkirchen.de