Musikalische Reise führt durch Irland

Luzinde Hahne von der Band „Sackville Street“ spielt im Begegnungszentrum der AWO die keltische Harfe.
Fotos: G. Kemper

„Hooray!“ schallt es von der Bühne, „Hooray!“ antwortet das Publikum. Im Takt wird mit den Füßen gewippt, mit den Händen getrommelt oder dem Kopf genickt. Andere schauen einfach verträumt dem Harfenspiel zu. Rund 90 Gäste lassen sich im AWO-Begegnungszentrum von der Irish-Folk Band „Sackville Street“ auf eine musikalische Reise durch Irland mitnehmen. Das einstündige Konzert haben die interkulturellen Fachdienste der AWO Gelsenkirchen/Bottrop anlässlich des zehnten Diversity-Tags organisiert.

„Unser Ziel war, verschiedene Menschen zusammenzubringen“, erklärt Bedia Torun von der Integrationsagentur. Deshalb habe das Team nicht nur Senioren aus dem benachbarten AWO-Seniorenzentrum eingeladen, sondern auch Menschen aus den Beratungen in den Quartierszentren, Flüchtlinge sowie Sprach- und Integrationslotsen. Ein Blick entlang der langen Tische zeigt, das Konzept geht auf: Jung und Alt aus unterschiedlichen Kulturen sitzen nebeneinander, kommen miteinander ins Gespräch und genießen vor allem das gemeinsam musikalische Erlebnis. Das Publikum ist im wahrsten Sinne – divers.

Vielfalt wird sichtbar

„Wenn ich mich hier umsehe, sehe ich die Vielfalt“, sagt Geschäftsführerin Gudrun Wischnewski. Bereits 2016 hat die AWO die Charta der Vielfalt unterzeichnet und setzt sich tagtäglich dafür ein, ein wertschätzendes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden zu schaffen – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten. „Die heutige Veranstaltung macht erneut deutlich, wie bunt und vielfältig die Arbeit der interkulturellen Teams ist“, freut sich AWO-Bereichsleiter Admir Bulic.

Schnell lassen sich die Gäste von den irischen Klängen zum Mitklatschen animieren.
Fast andächtig lauschen die Besucher:innen den Klängen der Harfe.

Ein Zeichen des Miteinanders

„An solchen Veranstaltungen kann man sehen, dass sich in unserer Gesellschaft etwas getan hat“, sagt Bürgermeisterin Martina Rudowitz. Dass Menschen mit verschiedenen Wurzeln gemeinsam aufmerksam dem Konzert lauschen, sei schon besonders. „Es ist auch schön zu sehen, dass Familien, die 2015 zu uns kamen, ihren Platz gefunden haben und heute hier sind.“ Dieser Diversity-Tag bei der AWO sei ein Zeichen dafür, dass Gesellschaft auch anders geht – nämlich miteinander.

Für viele, die heute hier der Band „Sackville Street“ lauschen, werden es ungewohnte Melodien sein. Denn die Band hat sich als Ziel gesetzt, irische und schottische Lieder abseits der gängigen Gassenhauer wie „Whiskey in the Jar“ zu spielen.

In lockerer Art erklären die Musiker die Hintergründe mancher Stücke und übersetzen kleinere Textpassagen ins Deutsche. So geht es beim Lied „Fine Flowers in the Valley“ nicht vordergründig um Blumen, wie man meinen könnte, sondern um eine junge Frau, die sich „auf unschöne Weise ihres Babys entledigt“. Das Lied sei vor gut 100 Jahren geschrieben worden, in einer Zeit, als man als unverheiratete Frau mit Kind nicht den besten Stand in der Gesellschaft hatte. Immer wieder schafft das Trio es, die Brücke zu Diversität und Toleranz zu schlagen.

Förderung über Hausbesuche

Das Konzert wird über das Format „Hausbesuche“ des Gelsenkirchener Kulturamt gefördert. Die Idee dahinter, Künstler und Publikum nach der Pandemie im kleinen Rahmen zusammenzubringen. „Eigentlich soll bei den Leuten zu Hause oder im Garten gespielt werden“, erklärt Sänger und Gitarrist Christian Donovan. „Wir haben die AWO einfach zum Zuhause des Quartiers erklärt.“

Das Trio schafft es mit direkter Ansprache und eingeblendeten Textzeilen sein Publikum zu motivieren, sodass bei einigen Liedern sogar mitgeklatscht wird. Bei den rein instrumentalen Stücken, die Luzinde Hahne auf ihrer keltischen Harfe präsentiert, lauschen selbst die ganz jungen Besucher aufmerksam. Als das Trio nach etwas über einer Stunde das letzte Lied – ein Schlaflied – anstimmt, würden viele gerne noch sitzenbleiben und weiter zuhören.

Nina Heinrichs Stimme trägt über die Harfe hinweg durch den Raum.
Einfach einmal innehalten und das Drumherum vergessen.

Hintergrund

Jedes Jahr findet bundesweit der Deutsche
Diversity Tag statt, der von der Charta der Vielfalt ins Leben gerufen wurde.
Im Jahr 2022 findet er bereits zum 10. Mal statt und trägt das Motto „Let‘s celebrate Di­versity“.