Café Miteinander startet in der Paulstraße

Mehmet Ayas (li.) und Manfred Fokking im Gespräch mit Gästen.

Viele haben es bereits vermisst, doch jetzt ist es wieder da – das Café Miteinander. Die interkulturellen Fachdienste der AWO legten das Format 2015 erstmals auf. Gestartet als Sprach- und Orientierungstreffen für Geflüchtete, bei dem alteingesessene und neuzugewanderte Gelsenkirchener:innen ins Gespräch kommen und sich kennenlern können, hat sich das Format stetig weiterentwickelt.

Endlich wieder ins Gespräch kommen

Waren es 2015 vor allem Menschen aus Syrien, die Rat bei der AWO suchten, sind es seit 2022 zahlreiche Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine zu uns geflohen sind. Geblieben ist aber die Grundidee: Gemeinsam Ideen zu entwickeln und zu entdecken, wo Menschen Unterstützung brauchen.

Nach der langen Corona-Pause feiert das Café Miteinander nun in den Räumen der AWO Paulstraße sein Comeback. Den Auftakt machen dabei zwei Menschen, die aus der Gelsenkirchener Integrationsarbeit nicht wegzudenken sind: Mehmet Ayas und Manfred – allen nur als Manni bekannt – Fokking. Wie es dazu kam und welche Hürden die beiden über die Jahre bewältigen mussten, berichten sie im Gespräch mit Bereichsleiter Admir Bulic, der als Gastgeber und Moderator durch den Abend führt. Zu Gast sind neben AWO-Mitarbeitenden neue und alte Nachbar:innen.

Netzwerken ist A und O der Integrationsarbeit

„Ich war der erste türkischstämmige Mitarbeiter bei der Stadtverwaltung Gelsenkirchen“, sagt Mehmet Ayas.  Anfang der 90er Jahre war das. Kurze Zeit später stieß Manfred Fokking dazu.

„Wir standen unter dem schlimmen Eindruck der Anschläge in Solingen und wollten uns gegen Rechts engagieren“, betont Manfred Fokking, der zunächst im Jugendamt arbeitete. Mehmet Ayas war 1974 nach Deutschland gekommen, um zu studieren. So kam er an die Uni Essen und von dort aus nach Gelsenkirchen.

„Ich sollte als Mittler zwischen den Kulturen tätig werden“, erinnert sich Ayas. Netzwerken sei das A und O für gelungene Integrationsarbeit. „Wenn man einmal Kontakte hat, geht Vieles einfacher. Aber der Weg dahin bedeutet viel Arbeit.“

„Unser Motto war, wir schicken niemanden weg“, betont Manfred Fokking. „Wir haben immer nach Lösungen gesucht und so das Vertrauen der Menschen gewonnen.“ So organisierten die Beiden unzählige Veranstaltungen mit gut 40 Gelsenkirchener Vereinen. Eine Reihe stand unter dem Motto „Eine Stadt mit vielen Kulturen“.

Je einen Monat sollten sich Vereine mit Aktionen und Veranstaltungen vorstellen. Den Auftakt machte damals die kleinste Gruppe, ein tunesischer Verein. „Die Veranstaltungen haben einen Sinn über das bloße Feiern hinaus – sie bringen Menschen zusammen und lassen uns über den Tellerrand blicken“, sagt Manfred Fokking.

Mitarbeiter:innen der AWO, Vertreter:innen vom Deutsch-Türkischen Freundeskreis und vom Integrationsrat sowie Gäste folgen
gespannt den Ausführungen der Redner.
Admir Bulic im Gespräch mit den Gästen.

Menschen mit kultureller Prägung

So gab es eine Reihe zu türkischer Kultur: Die Künstler spielten aber nicht Folklore wie erwartet, sondern Jazz, was viele erstaunte. „Wir wollten Bürger:innen zeigen, dass es nicht nur Gastarbeiter waren, die zu uns gekommen sind, sondern Menschen mit ihrer kulturellen Prägung.“

Keine Angst vor schwierigen Situationen

Die Kreativität sei meist nachts gekommen, sagt Manfred Fokking. „So dachten wir irgendwann, wir müssen eine Ehrung für Frauen einführen, die sich besonders engagieren.“ Also lobten sie „Migradonna“ aus.

Die Gäste bei diesem Auftakt Café Miteinander sind tief beeindruckt von den zahlreichen Geschichte und Anekdoten der Beiden. Den AWO-Sozialarbeiter:innen raten  Mehmet Ayas und Manfred Fokking, sich zu vernetzen, Praktikant:innen aus aller Welt eine Chance zu geben und vor allem: „Ihr dürft keine Angst haben vor schwierigen Situationen“, betont Manfred Fokking. „Man findet für alles eine Lösung.“ Die AWO sei dabei immer ein starker Partner gewesen: „Das Team der AWO ist eins der schlagkräftigsten vor Ort! Ihr geht überall hin, auch dahin, wo man nicht gerne hingeht und führt das weiter, was wir uns mit unserer Arbeit immer gewünscht haben.“

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